Andreas Weiser

Musiker • Autor • Fotograf

  • 7.5.2020 16:38 Nicht das Virus ist das Problem. Das Problem sind wir.

    NICHT DAS VIRUS IST DAS PROBLEM. DAS
    PROBLEM SIND WIR. (von Andreas Weiser, 7.5. 2020)

    Die Gewissheit der vielen, dass immer die anderen sterben, ist auch eine selbsterfüllende
    Prophezeiung.” Maragrete Stokowski

    Uff, noch ein Text zu Covid 19 der uns erzählt was wir eigentlich nicht wissen wollen, weil es echt unangenehm ist und so gar nicht in unsere Vorstellungswelt vom „freien“ selbstbestimmten Leben passt. Eine Freiheit, die wir allerdings bisher durch die täglichen und allgegenwärtig aggressiv ans Unterbewusstsein gerichteten Befehle zu ungebremsten Konsum eher nicht gefährdet sahen. Diese euphemistisch „Werbung“ genannten Befehle zwangen uns in eine extrem am Konsum orientierte Herdenidentität. Mit dem Ergebnis, daß Konsum und Freiheit für uns zu zwei Seiten derselben Medaille geworden sind. Nicht zu ändern, also hinnehmbar. Und damit soll jetzt Schluss sein? Auf keinen Fall! Wo kämen wir dahin? Nicht zu akzeptieren. Zum Heulen. Scheiss Virus. Also Merkel muss weg und Drosten sowieso, oder was?

    Ach ja das Virus, das gibt’s ja gar nicht. Zum Glück haben wir ja Youtube. Hier findet man zu Hauf noch Videos, die uns beruhigen und uns darüber aufklären, dass das alles doch eh nicht stimmt, nicht stimmen kann! Die Pandemie erfunden ist. Was kümmern mich Madrid, New York, Bergamo, Manaus oder Guayaquil. Wir sollen doch nur dazu gebracht werden uns dem deep state der „wirklich“ Herrschenden - wer die wohl sind und wo die sich eigentlich wohl so rumtreiben? Ach egal… - zu unterwerfen. Widersprüche in der Argumentation, Verdrehung oder Leugnung von nachprüfbaren Fakten, eitle Selbstdarstellung ? Geschenkt! Die Freiheit steht vor dem Recht auf Leben, denn Die Würde des Menschen ist unantastbar!? Wenn das sogar der Schäuble sagt.

    Na dann kämpfen wir jetzt mal für die Freiheit und beginnen an der Berliner Volxbühne und rebellieren mit dem ollen Castorff, dem alternden und na ja, doch sehr eitlen „Gegen alles Revoluzzer“. Ach egal, jeder bewundert sich doch gern im trüber werdenden Spiegel seines Lebens… Und dass dann Ken Jepsen, Xavier Naidoo und so etliche AfD Helden, identitäre Reichsbürger und radikale Impfgegner mit uns ihr braun esoterisches Süppchen kochen, und den Mainstreamsklaventreibern von der Heute Show am 1. Mai mal ordentlich eins übergezogen wird, ebenfalls geschenkt. Hauptsache Freiheit. Also meine eigene natürlich.

     

    Die anderen, die paar Millionen Alten und nicht mehr ganz so fitten Faltenträger und die, die einfach mal „Pech“ haben und sich infizieren (mit was eigentlich?), die könnten sterben oder lebenslange schwere körperliche Schäden behalten? Wirklich? Na wenn das mal stimmt! Und wenn doch? Na dann ist das eben so. Das Leben ist endlich. Wir sterben ja schließlich alle mal. Wie gesagt, das meint doch auch unser Bundestagspräsident. Und der giftgrüne Boris aus Freiburg pflichtet ihm bei und setzt sogar noch einen oben drauf. Nach dem edlen Grundsatz Alter geht vor Schönheit. Der Boris vom Rand des Schwarzwaldes ist sich
    sicher „über 80 sterben die meisten irgendwann“. Ein schlagendes Argument. Todsicher sozusagen. Und da wir Irgendwann ja sowieso sterben, warum solange warten? Let ́s go for it now! Eine letzte Partynacht, ein letztes Besäufnis, ein letzter Drink und ab geht’s zum Ersticken aber bitte mit Intensivbetreuung. Ein bisschen Spaß muss sein. Also der Boris, hat ́s echt drauf. Also nicht der Johnson, der Palmer natürlich! Der Johnson der wollte einfach nicht sterben, dieser Feigling von Downingstreet 10. Hat sich einfach retten lassen. Was, und jetzt warnt er sogar eindringlich vor den Folgen vom zu frühen Ende dieser, einer jeden Diktatur zur Ehre gereichenden, sozialen Beschränkungen. Und das wo er doch noch vor kurzem einer möglichst schnellen Herdenimmunitt das Wort geredet hat!?

    Was Intensivstationserfahrungen doch so alles bewirken können.

     

    Hab ich sie jetzt gekriegt, oder reichts ihnen schon? Geht noch! Sehr gut dann kriegen wir mal gemeinsam die Kurve und werden dem Anlaß entsprechend etwas ernster. Diese Krise ist ein womöglich letztes eindringliches Warnzeichen der Natur unseres Planeten. Der Natur, aus der wir uns entwickelt haben, von der wir zu 100% abhängig sind und die wir bisher so blindwütig zerstört haben. Diese globale Krise
    ist eigentlich nichts weiter als eine logische und natürliche Reaktion des biologisch, physikalisch, chemischen Systems Erde. Für uns aber stellt sie ein womöglich letztes schrilles Alarmsignal vor einem endgültigen Absturz unserer Spezie in die Auslöschung dar. Ein globaler Alarm des biologischen Habitats in das wir geboren wurden, in dem wir atmen, verstoffwechseln, und das wir spätestens seit der industriellen Revolution und ganz besonders seit der Machtergreifung des Neoliberalismus und bestimmter staatskapitalistischer Systeme in einer unfassbaren Geschwindigkeit gnadenlos ausbeuten und zerstören. Wir vernichten sehenden Auges unser Zuhause. Wir sprengen uns selbst in die Luft. Und zusammen mit uns abertausende andere Spezies auch! Dieses Virus kommt aus keinem Labor, wurde nicht von den Illuminati erfunden, um das Bargeld abzuschaffen. Es ist sehr viel ansteckender als die Grippe und deutlich tödlicher. Ja doch, ja… nicht so tödlich wie Sars oder Ebola zum Beispiel. Für Millionen potentielle Opfer schwerster Verläufe aber ein eher unerheblicher Vorteil. Wahrscheinlich aber hat es langfristige Auswirkung auf unsere inneren Organe wie das Herz, die Nieren, die Lunge, das Hirn.

     

    Es ist so neu, daß man all das noch nicht weiß. Und vor allem gibt es bisher keinerlei Immunität des homo sapiens dagegen. Man weiß noch nicht einmal ob, und wenn ja, für wie lange eine nach überstandener Erkrankung möglicherweise erlangte Immunität anhält. Und vor allem; diesem Virus sind unsere sozialen Vorlieben, Gewohnheiten und Belange egal. Aber es benutzt unsere Unvernuft, unsere Ungeduld, unsere Verzweiflung, wie auch unsere Gier, um sich massenhaft zu verbreiten. Wir sind der ideale Wirt! Der Wirt in einem Gasthaus, das dieser unerwartete und extrem rücksichtslose Gast nun im Begriff ist zu übernehmen und uns unsere Funktion als Alleinherrscher über Tische und Ausschank zu entziehen. Ganz so übrigens, wie wir selbst es als ehemaliger Gast in Gänze okkupiert haben und nun dabei sind sein Inventar vollständig zu demolieren. Den blauen Planeten, unser zu Hause. Das Virus deckt gnadenlos die unglaubliche Verwundbarkeit unserer, als selbstverständlich vorausgesetzten, globalen Zivilisation auf. Eine Zivilisation, die schon viel zu lange auf unbegrenztem wirtschaftlichen Wachstum, in einem allerdings begrenzten und winzigen im All herumfliegenden ökologischen System basiert.
    Eine Zivilisation die alles diesem zerstörerischen Wachstum unterordnen zu müssen glaubt.

     

    Ein Ergebnis, dessen dramatische Folgen für unser Fortbestehen uns immer noch nicht hinreichend klar sind, ist der bereits begonnene und sich exponentiell verstärkende Klimawandel. Und ein Vorbote, der systemisch eng mit diesen dramatischen Veränderungen des Ökosystems Erde verbunden ist, ist dieses derzeit rasant sich ausbreitende Virus. Es wird nun solange wüten und global gesehen Abermillionen Menschen befallen und sehr viele dieser Millionen töten, als auch die gesamte Weltwirtschaft zusammenschrumpfen lassen,bis es eine anwendbare Impfung oder wenigstens ein Medikament dagegen gibt. Es sei denn wir versuchen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln seine Verbreitung wenigstens einzudämmen, und es so gut es geht, zu kontrollieren. So wie bisher auf dem gesamten Planeten, allerdings zeitlich verzögert, und je nach Konsequenz mit unterschiedlichem Erfolg, geschehen.

     

    Außer sozialer Distanz und scharfen Hygieneregeln steht uns zur Zeit nahezu nichts zur Verfügung was Wirkung verspricht. Eine bittere Tatsache, die ganz aktuell die 4 großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen Deutschlands noch einmal deutlich gemacht haben. Verbunden in einer gemeinsamen eindringlichen Warnung hinsichtlich der Konsequenzen, die wir alle zu tragen hätten, würden wir diese in den Wind schlagen.

    Das Virus wurde mit nahezu 100% Sicherheit von einem Wildtier auf den Menschen übertragen, nicht zuletzt weil dieser zu brutal und zu gedanken- und rücksichtslos in die letzten natürlichen Habitate (Urwälder) eingedrungen ist und versucht auch diesen Rest noch zu domestizieren und auszubeuten. Der Fachbegriff dazu „Zoonose“. Das Virus ist das simple Ergebnis von Aktion und Reaktion. Das ist so einfach und in seiner Logik so gnadenlos effektiv, dass viel zu Wenige von uns bereit sind das zu verstehen. Auf den gesamten Planeten bezogen und nicht aus der Perspektive unserer Zivilisation gesehen, sind aber wir das Virus. Der Schädling, der seinen Wirt befallen hat und nun dabei ist, äußerst effektiv nahezu alles was in diesem Wirtshaus seit Millionen von Jahren kreucht und fleucht und zu seinem lebendigen Bestehen beiträgt, allein seinen Zwecken unterzuordnen, zu missbrauchen und letztendlich damit zu zerstören. Das letzte Opfer dieser Orgie werden wir wohl selber sein. Oder um mit Goethe zu sprechen „Die Geister die er rief, die wird er nun nicht los.“ Eines dieser Geister ist zwar winzig klein aber äußerst wirkmächtig. Covid 19. Die Motivation hinter diesem Wahnsinn des homo sapiens: Hybris, Gedankenlosigkeit und Gier. Diese Viruspandemie ist möglicherweise nur eine von wahrscheinlich noch wesentlich heftigeren Pandemien in der nicht allzu fernen Zukunft. So jedenfalls die Befürchtungen etlicher Virologen weltweit. Und sie ist wie gesagt nichts weiter
    als ein Teil der auf uns zurollenden Klimakatastrophe, ein Vorbote auf das was noch kommt, wenn wir als Menschheit nicht endlich sofort und ziemlich radikal umsteuern. In diesem Zusammenhang lohnt es Schädlingsbefall in pflanzlichen Monokulturen, der nicht durch Pestizide bekämpft wird, oder Seuchen in bestimmten tierischen Populationen, die zu groß für ihr Habitat geworden sind, zu beobachten. Bei diesen lokalen Großereignissen wird auf das betroffene einzelne Individuum keinen Jota Rücksicht genommen. Da wird gestorben und dezimiert bis das natürliche Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Entweder ist danach die gesamte Population vernichtet oder ein Rest hat aufgrund von genetischen Anpassungsprozessen überlebt und fügt sich neu in das wieder hergestellte natürliche Gleichgewicht ein. Auch wir Menschen mit unseren großartigen zivilisatorischen Leistungen machen als biologische Wesen, die wir nun einmal sind, da keine Ausnahme. Auch wir sind nur ein winziges Teilchen in diesem ungeheuer komplexen, lebendigen biologisch physikalischen System unseres Planeten. Doch wir haben tatsächlich geglaubt, uns dieses System zum Untertan machen und es beherrschen zu können, ohne aber seine Funktionsweise bisher wirklich verstanden zu haben. Wir haben uns dazu einen Gott erschaffen, der uns angeblich beauftragt hat, um uns dann selbst zum Herr über die Natur, ausgestattet mit gottgleicher Macht, zu erklären. Wie anmaßend, wie lächerlich. Und als eine Folge des Protestantismus und seiner Ethik haben wir diesen Gott dann auch noch durch Geld und heutzutage durch die Börse und shareholder values ersetzt. Pure Hybris. Letztendlich ein Wahnsinn! Dem Virus dagegen ist es total egal, ob ich mich vernünftigerweise, solange es nicht genetisch unschädlich gemacht werden kann, in Quarantäne begebe oder nicht. Sein intrinsischer Zweck: Vermehrung; Milliardenfach. Verweigere ich mich der Quarantäne und der strikten hygienischen Vorsicht und setze mir den Aluhut auf, wird es mich früher oder später befallen. Dann habe ich entweder Glück und es dringt nicht allzu tief in mich ein. Oder aber es befällt mich schwerer, mit unabsehbaren Folgen für die Zukunft oder es tötet mich. Das und nichts anderes als das, versuchen uns die Virologen seit geraumer Zeit klar zu machen und erhalten dafür nun, wie Christian Drosten statt Dankbarkeit, Morddrohungen. Der Überbringer der schlechten Nachricht wird zum Täter erklärt. Nicht nur für den Wissenschaftsjournalisten und diplomierten Physiker Ranga Yogeshwar ein Irrsinn. Und er konstatiert: “Wir wollen keine analytischen Denker, die uns schlechte Nachrichten verkünden und uns weiterhin einsperren wollen, sondern wünschen uns Erlöser, die uns von der Last diese ansteckenden Geißel befreien“. Eine bemerkenswerte Renaissance religiöser Vorstellungen in Zeiten der digitalen Revolution. Und ein Prinzip, das schon im Mittelalter und in der frühen Neuzeit populär war. Zu dumm nur, dass die größten Erlöser aller Zeiten, wie z.B. Donald Trump (erinnert irgendwie an den „Gröfaz“), eher abartige Lösungen anzubieten haben, die vor allem zu inneren Vergiftungen und / oder zu bewaffneter Erstürmung von demokratisch gewählten Parlamenten führen.

     

    Wenn wir global nichts tun, uns also nicht an, wie in solchen Ausnahmezeiten seit Jahrhunderten praktizierte, sozialen Regeln von Distanzierung und strikter Hygiene halten (die auch aktuell bisher einzigen wirksamen Methoden), stattdessen aber weiterhin die Überbringer schlechter Nachrichten zur Ursache des Übels erklären, wird es Hundertausende, wenn nicht Millionen von uns töten. Ein besonders fatales Zeichen für dieses idiotische Verhalten: Donald Trump und Jair Bolsonaro samt ihrer Follower. Den Preis für diesen Schwachsinn zahlen zu aller erst die Unterprivilegierten dieser Länder. Die black communitiy in den USA und in Brasilien die Favelabewohner. Aber so sicher wie das Amen in den Kirchen der weltumspannenden humanen Seuche der Evangelikalen, wird es früher oder später auch sie, die Privilegierten und die zahlreichen Dummen und Ignoranten dieses Planeten treffen. Bei einer Weltbevölkerung von mittlerweile nahezu 8 Milliarden Menschen ist dies das Ergebnis einer simplen mathematischen Gleichung, wenn man ein potentiell tödliches und hoch
    ansteckendes Virus ignoriert, gegen das es auf absehbare Zeit kein Gegenmittel, sprich keinen Impfstoff, ja nicht einmal ein Medikament geben dürfte. Wer bitte aber hat das Recht dann zu entscheiden wer nun ruhig mal sterben kann und wer nicht. Frei nach dem Motto die Alten, Kranken, Schwachen und Behinderten doch nun bitte schön zuerst !? Das erinnert schon sehr an „soylent green„ von Richard Fleischer mit Charlton Heston und Edward G. Robinson in den Hauptrollen. In dieser filmischen Dystopie aus dem Jahre 1973 und platziert, man lese und staune, ins New York des Jahres 2022, wird von vornherein exakt determiniertes Sterben ökonomisch verwertet und aus den Toten Nahrung für die noch Lebenden, „soylent green“, produziert. The machine must be fed. Neoliberaler Kapitalismus mal konsequent zu Ende gedacht. Man reibt sich die Augen wie eng Aktuelles und Dystopie beieinander liegen können.

     

    „Dystopie? Wie bitte? „Schau dich doch mal um hier. Also ich kenne keinen Infizierten in meinem Freundeskreis, also nicht direkt. Und auf den Intensivstationen ist ja auch nichts los. Alles Panikmache, Was also soll das alles? Ist doch nichts passiert und wird es auch nicht! Und zum wiederholten male; was interessiert uns New York, Bergamo, Guayaquil, Manaus und was dort so vor sich geht? Kreuzberg war schon immer anders.
    Wir sind und bleiben selbstbestimmt und frei und machen was wir wollen, basta. Scheiß auf den Staat, scheiß auf die Bullen und ach, die Merkel, die kann uns mal. Ist doch eh alles eine Gates-Soros Verschwörung mit dem Ziel uns zwangszuimpfen und mit Aluminium zu vergiften. Prost!” So oder so ähnlich schallt es in seltsam beschränkter lokaler Begrenztheit der Perspektive immer mehr und immer lauter aus den „sozialen“ Echokammern der „alternativen“ Medien. Ein immer lauter werdendes Konglomerat von selbsternannten „linken Revolutionären“, esoterischen Spinnern und rechtspopulistischen bis faschistischen Demagogen, die es jetzt auch verstärkt auf die Strasse treibt. Es ist ein alt bekanntes Phänomen, leider! Kommt es aufgrund perspektivisch klugen Handelns nicht zur Katastrophe, geht der eher einfach gestrickte Geist davon aus, dass eine absehbare Katastrophe gar nicht stattgefunden hätte, auch wenn nicht konsequent gegengesteuert worden wäre. Das sog. „Präventionsparadox“. Die „Logik“ dahinter ist so einfach wie dumm: „Es hätte nicht passieren können, weil es nicht passiert ist. Ich hätte also mit Sicherheit überlebt, wenn ich als einfacher Matrose auf hoher See mit unserem Dreimaster direkt in den vor mir liegenden Hurrican mit Windgeschwindigkeit 12 hineingesegelt wäre. Ganz klar, der hätte sich, trotz eindeutig schwarzen Himmels, verrückt spielendem Barometer und außergewöhnlich hohen Wellen ganz bestimmt plötzlich in Luft aufgelöst. Denn was nicht sein darf, nicht sein kann und also auch nicht ist. Warum nur ist der Kapitän dem Sturm mit soviel Mühe und Zeitverlust für die gesamte Crew ausgewichen?Schikane, pure Schikane!“

     

    Zurück zum Virus. Wenn es sich auf seinem Verbreitungsweg unter der globalen menschlichen Bevölkerung genetisch zu unseren Ungunsten verändert, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt, könnte es noch viel schlimmer kommen. Das Virus hat kein Bewusstsein. Es ist pur. Es ist! Und es macht das, was alles Biologische macht. Es vermehrt sich solange es geht und keine Grenzen gesetzt sind. Genau wie wir, das Virus
    Mensch.

    Und damit mir zum guten Schluss nicht vorgeworfen wird was ich alles nicht bedacht hätte: Mir ist bewusst, dass Millionen Menschen ihren Job verlieren werden oder bereits verloren haben. Ich gehöre dazu. Mir ist bewusst, dass Familien und ganz besonders Alleinerziehende auf kleinem Raum, die ihre Kinder zu Hause zu unterrichten haben und gleichzeitig übers Home- Office das nötige Kleingeld zusammenkriegen müssen kurz vor dem Kollaps stehen. Ja, es liegt auf der Hand, dass sich häusliche Gewalt intensiviert, dass psychische Probleme rasant zunehmen werden. Kinder, die nicht mehr raus zum spielen können leiden in ihrer Entwicklung. Ich bin selber davon extrem betroffen, dass das kulturelle Leben nahezu völlig zusammengebrochen ist, bis auf ein paar, letztendlich geschenkte und verschenkte virtuelle Zuckungen. Es ist offensichtlich, dass die gesamte Weltwirtschaft, ja unser komplettes bisheriges Leben zu kollabieren, zu Makulatur zu werden droht. Was übrigens interessanterweise gar nicht so wenige Menschen eher nicht als besonders schlimm empfinden, wie ich kürzlich in einer repräsentativen Befragung zum Thema lesen durfte. Doch das nur nebenbei. Ich höre, dass den Regierenden von vielen Nicht –Regierenden, sich also nicht in direkter Verantwortung Befindenden, vorgeworfen wird, keinen zeitlich klar definierten Exitplan aus dem Lockdown zu präsentieren. Einen zeitlich definierten Plan, der sich auf welche wirklich verlässlichen Tatsachen hinsichtlich der Entwicklungsmöglichkeiten dieser Pandemie stützen könnte??? Ich sehe wie Industrie- und Kapitalvertreter zunehmend wutschnaubend um ihre Privilegien und liebgewonnen ökonomischen Praktiken bangen. Und ich sehe wie Politikertypen wie Christian Lindner, der eigentlich noch nie Verantwortung für irgendwas übernommen hat, große, meist inhaltsleere Sprüche klopfen und Ministerpräsidenten wie Armin Laschet ihre Kanzlerkandidatur gefährdet sehen und verzweifelt dem wachsenden Unmut ihrer Wählerschaft gerecht zu werden versuchen, indem sie ihnen nach dem Mund reden. Politiker, die in ihrer Ratlosigkeit beginnen die sie beratenden Wissenschaftler als unglaubwürdig und ihre Expertisen als wirr darzustellen, weil sich deren Grundlagen durch neue Forschungsergebnisse ständig erneuern, ja sogar ändern (pfui !). All das ist nicht zu übersehen. Alles unübersehbare erste Folgen einer gigantischen, selbstverschuldeten globalen Systemkrise der menschlichen Zivilisation.

     

    Aber wenn ich mir das ganze gigantische Dilemma, und ja das ist es, ein gigantisches Dilemma, nun mal nicht aus der Perspektive eines direkt beteiligten Menschen betrachte, sondern sozusagen aus der Vogelperspektive. Mit einer Art teleskopischem Mikroskop vom Weltraum aus. Ganz so wie der Teufel in Bulgakows großartigem Roman „Der Meister und Margarita“ sich das von ihm und den Menschen angerichtete Chaos auf der Erde von weit draußen betrachtet. Ja was würde ich dann sehen?

     

    Ich würde ein in sich geschlossenes, ehemals im Grunde perfektes System von ungeheuer komplexen in sich greifenden Abläufen betrachten, das von innen heraus durch einen sich über die Maßen vermehrenden Schädling in seiner derzeitigen Existenz an den Rand der Selbstzerstörung gebracht wurde. Ein Schädling, der nun selbst von Billionen für ihn unsichtbaren winzigen Schädlingen existenziell angegriffen wird. Ein
    Angriff, der alles innerhalb der Gemeinschaft dieses „intelligenten“ Schädlings auf den Kopf stellt, auf individuelle Vorlieben und Befindlichkeiten unverschämter Weise nicht ein bisschen Rücksicht nimmt und dabei ist, wieder so etwas wie ein Gleichgewicht der Kräfte herzustellen. Ein Experiment in Echtzeit. Ausgang ungewiss. Über die Maßen spannend und, wenn daraus ein Hollywood Blockbuster gemacht werden könnte, bei einer Tüte Chips vom Sofa aus mit leichtem Gruseln zu betrachten. Und zu welchem Schluss würde ich dann als unbeteiligter und außen stehender Beobachter kommen, der schon eine Weile die gesamte Entwicklung bis zu diesem Punkt der Eskalation beobachtet und seine biologischen und sozialen Abläufe analysiert hat? Wo könnte die Lösung für all das liegen? Im weiterhin Negieren der Ereignisse? Im weiter so wie bisher? Oder in einem radikalen Wechsel der Lebensperspektiven und Lebens- und Wirtschaftsweise der angegriffen Spezie, der Verwandlung des Schädlings Mensch vom Saulus zum Paulus? Eine Spezie, die eigentlich von der Natur, aus der sie sich entwickelt hat, mit etwas auf diesem Planeten in seiner Potenz tatsächlich Einzigartigen ausgestattet worden ist:

    INTELLIGENZ und BEWUßTSEIN. Was denken sie?

     

    PS: Gerade lese ich in der Süddeutschen Zeitung die Überschrift „Den Tieren tut die Ruhe gut“. Die brasilianischen Strände sind wie leergefegt, ebenso die Strände im ostindischen Bundesstaat Odisha. Eine der Folgen, die Meeresschildkröten haben wieder Muße und Platz sich fortzupflanzen. Rund 60 Millionen Eier wurden in diesem Frühjahr an den Stränden von Odisha von ihnen vergraben. Eine Rekordzahl. Eier die in „normalen“ Zeiten von Tausenden schaulustiger Touristen gleich wieder zertrampelt worden wären. In den Kanälen von Venedig kann man wieder auf den Grund schauen und die Fische dort beobachten. Der Himmel über Berlin ist so blau wie selten gesehen. Nicht ein einziger Kondensstreifen. Und auch ich in meinem kleinen Hinterhof genieße besonders Abends bei offenem Fenster die ungewohnte Ruhe. Das tiefe Brummen der
    Abluftanlagen der hier ansässigen Restaurants bedrängt nicht mehr das Unterbewusstsein. Sie sind ausgeschaltet - na klar war auch ich gelegentlich dort und habe das leckere Essen genossen.
    Man kann eben nicht alles haben. Alles hat seinen Preis .

    Der tägliche Restaurantabfall wird nicht, wie sonst jeder Nacht, gegen 0 Uhr 30 mit großem Trara in die Tonnen im Hinterhof entleert. Und in meiner Strasse singen wieder die Vögel so laut und deutlich wie selten zuvor. Die Atemluft ist besser, der Autoverkehr angenehm reduziert. Die Nacht ist wieder Nacht. Der Mensch zieht sich zurück und macht mal Platz für den Rest dieses Planeten. Und wie schnell die „Leerstelle“ wieder gefüllt
    wird… wow! Für uns eine dystopische Katastrophe aber für den Rest der Biosphäre eine dringend benötigte Atempause! Und so hat die Natur den alten Fehlfarben Song aus den 80ern „Ein Jahr (Es geht voran)“ einfach mal ungefragt umgedichtet in dem es nur ein K weggelassen hat ( K) „Eine Atempause, Geschichte wird gemacht.“ A.W.

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